Penelope von der 'Polyantha' by Wallace Edgar
Autor:Wallace, Edgar [Wallace, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-05T09:31:08+00:00
13
Mr. Hollin hatte sich an diesem Tage großartig amüsiert. Schon am Morgen hatte er Glück gehabt, denn er entdeckte, als er auf dem Schiff umherstreifte, in Mr. Orfords Kabine dessen Brieftasche. Sie lag auf dem Tisch. Während das Schiff vor Anker ging, war Mr. Orford an Deck gestiegen und hatte mehr beunruhigt als interessiert zugesehen, wie Penelope Pitt und John in dem Motorboot an Land fuhren. Hollin hatte sich inzwischen in die Kabine geschlichen und die Tasche untersucht. Das Ergebnis war befriedigend, denn sie enthielt zwanzig Fünfpfundnoten. Gleich darauf war er an Deck gekommen und hatte sich umgeschaut. Für alle Fälle war ein kleines Boot heruntergelassen worden. Hollin schlich sich heimlich hinein, und alles, was dann weiter folgte, war ebenso natürlich wie unvermeidlich. Er wechselte zwanzig Pfund in spanisches Geld um und spielte den großen Herrn in Vigo.
Einmal sah er auch John und Penelope in einem Wagen über den Marktplatz fahren, aber er versteckte sich eilig hinter einer Häuserecke.
Um zwei Uhr nachmittags war er schon vollständig betrunken und schlief in einer kleinen Weinschenke seinen Rausch aus. Der Eigentümer war sehr froh, daß er in seiner Wirtschaft blieb, denn die Anwesenheit eines so reichen Mannes versprach einen ertragreichen Abend.
Gegen Sonnenuntergang wachte Mr. Hollin wieder auf und hatte einen furchtbaren Durst. Eine Flasche Weißwein, die ein wenig nach Fichtenholz schmeckte, brachte ihn wieder in eine glückliche Stimmung. Er konnte nicht spanisch sprechen, aber das hinderte ihn in keiner Weise. Taumelnd ging er durch die dunklen Straßen. Seine Hände steckten in den Hosentaschen, sein wüstes Gesicht war vom Wein erhitzt. Nun wollte er auf Abenteuer ausgehen.
Plötzlich hatte sich ihm ein Fremdenführer zugesellt, eines dieser niederträchtigen Individuen, die in jedem Hafen anzutreffen sind. Er redete ihn auf englisch an, und Mr. Hollin schloß sofort Freundschaft mit ihm.
»Auf Sie habe ich gerade gewartet«, sagte er. »Zeigen Sie mir einmal die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ich habe viel Geld in der Tasche, und ich möchte irgendwohin, wo es Mädel und Tanz gibt.«
Sie landeten denn auch in einem ziemlich wüsten Lokal, wo Männer Gitarre spielten und wenig bekleidete Mädchen spanische Tänze tanzten, die in einem weniger aufgeklärten und gesitteten Zeitalter einmal beliebt waren. Mr. Hollin saß an einem Tisch, auf dem mehrere Flaschen Rioja standen, daneben schlechter Whisky und billiger Champagner. Er hatte auf jedem Knie ein Mädchen sitzen und sang, so laut er nur konnte, ein sentimentales Lied von seiner ›alten Mutter‹.
Plötzlich näherte sich ihm ein Mann, der anscheinend kein Spanier war. Er war groß und schien in den mittleren Jahren zu stehen. Sein aufrechter Gang hätte Mr. Hollin gewarnt, wenn er etwas nüchterner gewesen wäre.
»Sind Sie Engländer?« fragte der Fremde und setzte sich an seinen Tisch.
»Ja, ich bin Engländer. Wenn Sie es genau wissen wollen, ich bin in Australien geboren. Trinken Sie einmal mit mir.«
Der Fremde schenkte sich ein Glas aus einer Flasche ein, auf deren Etikett ›Whisky‹ stand. Aber er verdünnte das giftige Zeug noch ausgiebig mit Wasser.
»Wie heißt denn Ihr Schiff?« fragte der Fremde scheinbar gleichgültig.
» Schiff? Was wollen Sie damit sagen?« Mr. Hollin runzelte die Stirn.
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